Gutshaus in Czerniew

Allein auf weiter Flur: Ein polnisches Gutshaus aus der Zwischenkriegszeit

Czerniew liegt nördlich der Kleinstadt Łowicz kurz vor der Woiwodschaftsgrenze zu Masowien. Ein unscheinbarer Feldweg, der in eine hübsche Kastanienallee übergeht, führt zu einem besonderen Denkmal in der Region Łowicz: Zdzisław Boski ließ dieses Gebäude anstelle eines älteren Wohnhauses Mitte der zwanziger Jahren errichten.

Wer die Pläne für das Haus entworfen hat, ist in der Literatur und diversen online-Quellen nicht auszumachen. Es dürfte jedoch mit hoher Warscheinlichkeit ein unbekannter Architekt gewesen sein, auch Einzelprojekte waren zu dieser Zeit nicht unüblich.

Die Fassadengestaltung orientiert sich an Barock- und Renaissanceformen und wirkt im Vergleich zu anderen polnischen Repräsentationsbauten der Zwischenkriegszeit wohlproportioniert. Die Terrasse der Rückseite wird von einer Arkade mit Freitreppe getragen, vereinzelt sind noch die Reste einer Balustrade zu sehen. Der ehemalige Gutspark ist nur noch in kleinen Fragmenten zu erkennen. Das Herrenhaus ist von ausgedehnten landwirtschaftlichen Flächen umgeben.

Die repräsentative Auffahrt an der Hofseite wurde zu PGR-Zeiten mit typischen Betonplatten ausgestattet. Die Innenräume sind schlicht und glatt verputzt mit erkennbaren Umbauten, die offenbar nach 1945 durchgeführt wurden. Die Eingangshalle gibt noch einen deutlichen Hinweis auf den vormals herrschaftlichen Charakter: Eine von vier toskanischen Säulen gestützte Akarde, in deren Mitte eine dezente Holztreppe zum Obergeschoss führt.

Obwohl recht nah an der Landstraße 584, offenbart dieser Ort doch eine besondere Atmosphäre und scheint ein wenig isoliert vom Rest der Welt. Das liegt sicher auch daran, dass das nächste Wohnhaus weit entfernt ist.